Das könnte eventuell heiter werden ...

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(Edited)

Tage kannst du dir nicht aussuchen …

Wer zu uns kommt, muss zwangsläufig an diesen Türsteher vorbei.

… du musst sie nehmen, wie sie kommen – auch ungebügelt.

Im heutigen Gemischtwarenladen konzentriere ich mich samt und sonders um ein Produkt, welches in der Regel stets verfügbar scheint, jedoch in keinerlei Hinsicht vergleichbar scheint mit dem Artikel von gestern, dennoch gehandelt unter gleichem Namen.

Da, meiner Einschätzung nach, über all das Gerümpel auf den Regalbrettern bislang ergiebig gefachsimpelt und erzählt wurde, wollte ich dem keine weitere Geschichte anfügen, sondern besann mich auf die althergebrachte Prosa. Nicht so anspruchsvoll wie die Lyrik, jedoch mit dem Vorteil im Gepäck, meist nicht mit nie enden wollenden Sätzen unterwegs zu sein.

Damit das Vorhaben nicht ausnahmslos vom Hirnschmalz in Fahrt gebracht wird, kam mir die Idee, so manch fertig gesponnen Gedanken ein Bild von dem kleinen Fetzen Erde an die Seite zu stellen, das ich bearbeiten darf. Wobei wir beim heutigen Thema angelangt wären:

Tag für Tag

An der Gangart bestens zu erkennen.
Schlurfend, lustlos – ja, beinahe schon wie gequält.
Den Horizont wohl nur mit viel Mühe und Not,
wie auf dem Zahnfleisch gehend, aber endlich überwunden.
So torkelt er in Zeitlupe auf mich zu.

Nun versetze sich jemand in meine Lage.
Ich will kein aalglattes Gehabe und ständig hautnah.
Ich giere nach der Reiberei.
Wie begrüßt man überhaupt ein solch lustlos agierendes Ding,
welches mir als »dein Tag« angekündigt wurde?
In dessen Obhut ich zudem die nächsten vierundzwanzig Stunden,
möglichst (wenn überhaupt machbar) in ungekünstelter Eintracht,
quasi Hand in Hand und Schritt für Schritt verbringen soll.

Der Tag erwacht und lässt die Feuchtigkeit der Nacht verdampfen.

Mein lieber Herr Gesangsverein, bin ich auf Krawall gebürstet.
Ich verabscheue nichts mehr, als den provozierenden Schleichgang.
Es könnte somit ziemlich heiter werden.
Denn das augenblicklich laufende Szenario lässt erahnen,
dass es den Lahmarsch im ersten Vorwärtsgang nicht die Bohne interessiert,
ob ich mir ein inniges Techtelmechtel mit ihm vorstellen kann.
Alle Umstände deuten eher darauf hin,
als habe er sich mit wenig Elan um diesen Job bemüht.

Dem rigoros agierenden Bundesamt für Tag-Zubereiter scheint es zu verdanken.
Denn die haben ihn (wohl mit etwas Nachdruck) in diese Tätigkeit gedrängt.
In dem für den Weltablauf bestimmenden und überirdisch agierenden Laden
nimmt man offensichtlich jeden, der auch nur annähernd den Eindruck erweckt,
es über den greifbar nahen und doch so fernen Horizont zu schaffen.
Denn dort wird er hoffnungsvoll oder gar sehnsüchtig erwartet.

Post ist heute nicht zu erwarten. Der Bote kommt eh nur nach Lust und Laune.

Wie auch immer – der Schwamm des Schweigens erledigt den Rest -
Er liegt jetzt endlich da, zum feierlichen Moment der Begrüßung.
Gleich einem patschnassen Lappen, dem der Stiel zum Wischen fehlt.
Was will ich machen? Was bleibt mir zu tun?
In gewohnter Manier füge ich mich dem aufgetragenen Schicksal
und akzeptiere diesen neuen Tag – egal, wie er sich gibt.

Bin gespannt wie ein hölzerner Bogen
kurz bevor er den Pfeil auf seine Reise schickt.
Auf all die Köstlichkeiten, die ein Leben so verspricht.
Gespickt auch mit solchen Tagen, der seine Juwelen noch gut vor mir versteckt.
Aber auch ein nass daherkommender, träger Lappen
muss nicht zwangsläufig in seiner Lethargie ertrinken.
Kräftig ausgewrungen und ganz nebenbei vom Ballast alter Jobs befreit,
atmet danach auch derartige Tage anders
und findet plötzlich Aktionismus gar nicht schlecht.

Der Weg oberhalb des Weinbergs.

Es könnte somit ziemlich heiter werden,
mit diesem augenblicklich doch eher arbeitsscheuen Tag.
Den es im Übrigen noch immer nicht die Bohne schert,
ob ich ihn ab sofort nun vierundzwanzig Stunden quälen werd.
Zumindest lässt er die Begrüßung klaglos über sich ergehen.
Er gibt kund (mit einstudierten Sätzen), es sei sein Auftrag,
mir ab sofort und rund um die Uhr auf den Füßen zu stehen.
Ohne lange Umschweife lässt er auch noch verlauten,
zuständig für den Takt und Rhythmus zu sein.

Ich gebe mich gezwungenermaßen einfältig und füge mich dem Diktat.
Ein recht sanfter Schub in die Rückenpartie.
Bei dieser Gangart geläufig und normal.
Und mein heiß herbeigesehnter neuer Tag,
in den ich ein ganzes Füllhorn von Erwartungen gesteckt hatte,
schlendert mit mir im gemächlichen Adagio in Richtung Sonnenaufgang.

Die Reben sind gerade voll in der Blüte. Jetzt sind die Bienen und Wespen gefragt.

Ich kann es kaum fassen,
wie es diese Schlaftablette überhaupt in den Rang eines Tages geschafft hat?
Heutzutage wird wohl alles und jeder als Tag übernommen,
der vorgibt, sich an einen Taktstock klammern zu können -
Und sei es auch nur die willkommene Gehhilfe.
Ich habe die Faxen dicke und trete meiner diktatorischen Schnarchtasse in die Haxen.
Denn ich will im Volldampf, den mir versprochenen Tag durchleben
und nicht vor dem Frühstück bereits in Hoffnungslosigkeit versinken.

Wenn der schlafmützige Depp
nicht ab sofort meinen angepeilten Hoffnungen folgt,
könnte es nämlich sein, dass es sein letzter Einsatz war als Tag.
Wen kann es da noch wundern, wenn ich die Befürchtung hege,
es könnte noch ganz spannend werden, mit dem neuen Tag und mir.

Sie blühen nicht nur schön, sie schützen Obst und Gemüse vor Schädlingen.

Geplant von meiner Seite – der Tauchgang im Wörter-See.
Den Köcher entleeren und nach passenden Sätzen fahnden.
Mit voller Wucht den Einstieg ins Erzählenswerte finden
und anschließend mit dem obligatorischen Zweifeln und Hadern beginnen.
Danach um den Rat meiner geliebten und größten Kritikerin zu bitten,
um ihr im Anschluss an den Zerriss beleidigt zu verkünden,
dass sie von null und nichts eine Ahnung hat,
und reichlich selbstverliebt in den Untergang zu schlittern.

Was liebe ich sie, diese Tage,
die mich unendlich überraschen,
mich nahe an den Wahnsinn treiben
gleichzeitig mir doch die Möglichkeit gewähren,
meine Unvernunft als unbegrenzt zu erkennen.
Denn Unvernunft birgt die Kraft, dem Druck nicht zu folgen
und dem Tagesbefehl »Muss-erledigt-werden« eine Abfuhr zu erteilen.

Hier bleibt bei meinen beiden Katzen der Wunsch als Vater des Gedankens.

Beste Voraussetzungen dafür, dass es noch heiter werden könnte.
Ich ändere Regeln und Takt.
Das Tempo wird gewechselt.
Genug vom schneckenartigen Adagio
und mit neuem Schwung in das Allegro.
Vielleicht schaffen wir es noch ins Presto?
Zu wünschen wäre es meinem Tag und mir.
Denn wer weiß – es könnte vielleicht unser letzter sein?

Das hatte sich der Baum am Morgen auch anders vorgestellt.



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6 comments
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wow, wie schön !

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Von dir bin ich doch die erheblich konkreteren Antworten gewöhnt. 😉😎
Gilt das Ausrufezeichen meinem kleinen Flecken, den ich auch gerne Zuhause nenne, dann kann ich dir nur augenzwinkernd zustimmen.
Hätte es nicht jemand vor mir in den Wörtersee geworfen, das Adjektiv wohlfühlen wäre ansonsten in diesem Zusammenhang meine Beigabe, nach der jeder fischen kann.

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es ist einfach verdammt schön !

Ich hoffe ich darf irgendwann auch so einen wundervollen Ort für mich finden.. oder zumindest mal bei einem solchem Ort etwas Auszeit/ Urlaub genießen..

Das Wohlgefühl wird leider sehr unterschätzt - alle stressen sich nur, bis in den Tod.
(oft wortwörtlich mit Krebs und Big-Pharma, Drogen & Schockdiagnosen)

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Das Schönste daran – dass du am Ende eines Tages dich daran erfreuen kannst, auf welch wunderbaren Flecken Erde du leben darfst. Vollkommen egal, wie oft die Sense sich an deiner Energiereserve bedient.

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