Mal rein ins Rote Rathaus 🇩🇪🍻🥨 Berlin Impressions

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​Heute sind wir mal wieder in Berlin und wagen einen Blick auf einen der bekanntesten Orte der Stadt. Direkt neben dem belebten und mehr oder weniger beliebten Alexanplatz steht ein rotes Backsteingebäude, welches dort wohl schon immer seinen Platz zu haben scheint.

Aber natürlich steht das Rote Rathaus, wie dieses Gebäude genannt wird, nicht schon immer hier am Rande der historischen Mitte der deutschen Hauptstadt. Das Berliner Rathaus wurde in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhundert erbaut und ist ein herausragendes Beispiel für den Rundbogenstil mit Einflüssen der italienischen Renaissance.

Seinen Namen verdankt es der markanten roten Klinkerfassade, die das Gebäude bis heute prägt und auch von Weiten schon sichtbar macht. Ursprünglich diente es als Sitz der Berliner Stadtverordnetenversammlung, später war es das Verwaltungszentrum Ost-Berlins in der DDR. Seit der Wiedervereinigung ist es der Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters und der Berliner Senatskanzlei.

Erichtet wurde das Rathaus in einer Zeit, als die Hauptstadt des neuen Deutschen Reiches gerade dabei war, sich zur modernen Großstadt zu entwickeln. Der Architekt Hermann Friedrich Waesemann wollte etwas Besonderes schaffen – und ließ sich von italienischen Renaissancebauten inspirieren. Das Ergebnis: ein vierflügeliger Bau mit drei Innenhöfen, einem 74 Meter hohen Turm und über 240 Räumen. Schon damals war das ein klares Statement und ein echter Hingucker.

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Die Eingangshalle des Roten Rathauses ist der erste Eindruck, den Besucher vom historischen Berliner Regierungssitz bekommen – und sie enttäuscht nicht. Sobald man durch das Hauptportal tritt, steht man in einem großzügigen, hellen Raum, der durch seine klassizistische Gestaltung und die imposante Architektur beeindruckt.

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Die Halle ist geprägt von hohen Rundbogenfenstern, die viel Tageslicht hereinlassen, sowie von massiven Säulen, die dem Raum Struktur und Würde verleihen. Der Boden ist mit edlem Stein ausgelegt, und die Wände sind schlicht gehalten, sodass die Architektur selbst wirken kann.

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Historisch diente die Eingangshalle nicht nur als Durchgang, sondern auch als Ort für Empfänge, Ausstellungen und Pressekonferenzen. Heute ist sie oft die erste Station bei Führungen durch das Rathaus und vermittelt sofort das Gefühl, in einem Ort von Bedeutung zu stehen – einem Ort, an dem Berliner Geschichte geschrieben wurde und weiterhin wird.

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Der Säulensaal im Roten Rathaus ist einer der eindrucksvollsten Räume des Gebäudes – und das nicht nur wegen seiner Architektur, sondern auch wegen seiner Geschichte und heutigen Nutzung.

Wenn man den Säulensaal betritt, fällt sofort die besondere Atmosphäre auf: Der Raum ist neun Meter hoch, und sein rosafarbenes Kreuzgewölbe wird von drei Reihen Säulen und Pfeilern getragen. Diese geben dem Saal nicht nur seinen Namen, sondern auch seine elegante Struktur. Die Gestaltung orientiert sich am Palazzo Pubblico in Siena, einem italienischen Renaissancepalast – was dem Raum eine fast mediterrane Würde verleiht

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Heute wird der Säulensaal für ganz unterschiedliche Anlässe genutzt:

Der Regierende Bürgermeister empfängt hier Gäste aus aller Welt – von Botschaftern bis zu Filmjurys der Berlinale. Außerdem werden hier Berliner Sportteams geehrt, wenn sie Meisterschaften gewinnen, und zusätzlich finden hier sogar Hochzeiten statt. Bei besonderen Jubiläen oder Ehrungen wird hier gespeist, gefeiert und ausgewählte Häupter dürfen sich ins Gästebuch der Stadt eintragen.

Ein weiteres Highlight im Säulensaal ist die Dauerausstellung „Berlin in Gips 1790–1850“. Sie zeigt
Bauschmuck aus dem ehemaligen Berliner Schloss und Denkmalentwürfe und Porträtbüsten bedeutender Berliner Persönlichkeiten. Darunter zum Beispiel Büsten der Brüder Humboldt, des Philosophen G. W. F. Hegel und der Schriftstellerin Henriette Herz

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Ein weiteres Highlight ist der Wappensaal, welcher einer der schönsten Räume im Rathaus ist. Früher tagte hier die Stadtverordnetenversammlung, heute werden Staatsgäste empfangen. Besonders auffällig sind die 24 Buntglasfenster, die die Wappen der Berliner Bezirke zeigen – sogar die aus dem ehemaligen West-Berlin. Das war früher ein politisches Statement: Die DDR wollte zeigen, dass ganz Berlin zu ihr gehört. Heute ist es ein Zeichen der Einheit.

Das Bild zeigt das Wappen des im Ostteil gelegenen Bezirkes Friedrichshain, welcher heute mit dem Westberliner Bezirk Kreuzberg eine verwaltungstechnische Einheit bildet. Auch hier wächst Ost und West zusammen.

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Und hier kommt ein noch ein weiterer Hingucker für große und auch kleine Besucher: Im Foyer steht ein maßstabsgetreues LEGO-Modell des Roten Rathauses. Tausende kleine Steine bilden die Fassade, den Turm und sogar Miniaturfiguren nach. Das Modell zeigt, wie man Geschichte auch spielerisch und kreativ vermitteln kann – und ist ein echter Publikumsmagnet.

Es wurde vom einzigen zertifizierten LEGO-Modellbauer Deutschlands, René Hoffmeister, erschaffen. In rund 200 Stunden Bauzeit setzte er das Modell aus 78.750 handelsüblichen LEGO-Steinen zusammen – und zwar im Maßstab 1:60.

Das Ergebnis ist verblĂĽffend originalgetreu: Die markante Fassade, der Turm, die Fenster und sogar winzige architektonische Details sind liebevoll nachgebildet.

Besonders charmant: Auf dem Dach des Modells befinden sich Miniatur-Bienenstöcke und eine Solaranlage – genau wie auf dem echten Roten Rathaus. Seit 2019 leben dort tatsächlich rund 30.000 Bienen, die jährlich Honig produzieren, der als Geschenk an Gäste des Hauses verschenkt wird.

Auch wenn man mit der derzeitigen Politik Berlins hadern mag, ist ein Abstecher ins Rote Rathaus doch zu empfehlen. Wenn man das Innere des Gebäudes betritt und sich dort ein wenig umsieht, ist man auf einmal mitten drin in der Geschichte der Stadt. Und vor allem kann man hier ganz gut eine kleine Pause machen von all dem hektischen Trubel der vor der großen schweren Tür des Berliner Rathauses herrscht. Allein dafür lohnt es sich schon, hier zu stoppen und kurz zu verweilen.

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