Kurz mal zurück in die Jomon-Zeit👹🍣🎎 Mein Japan

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Bei unseren Ausflügen haben wir das eine oder andere Mal feststellen können, dass sich Lernen und Spaß nicht zwangsläufig ausschließen müssen. Zum Glück kann man da nur sagen, denn beides ist in unserem Leben unabdingbar und sollte einen festen Platz in unserem Alltag haben.

Und glücklicherweise wissen wir auch, wo wir gelegentlich beides miteinander verbinden können. Denn Lernen geschieht ja nicht nur im Klassenzimmer, sondern oft ganz woanders. Am besten natürlich an der freien Luft, wo man sich gleichzeitig ein wenig bewegen kann. So wir hier auf dieser Waldlichtung, welches sich auf einem kleinen Gebirgsausläufer befindet.

Dort stehen heute ein paar Holzhütten, die sogar nicht in unsere heutige Zeit passen wollen. Aber gerade deshalb ziehen sie uns immer wieder an, was dazu geführt hat, dass wir dabei so einiges über die Geschichte dieses Landstriches lernen konnten.

Vor ein paar Jahrzehnten wurden hier Reste einer früheren Siedlung entdeckt, und am Ende der folgenden Ausgrabungen wurden an genau dieser Stelle diese Hütten errichtet.

Diese Gras- oder Schilfdachhütten sind traditionelle japanische Behausungen, wie sie in der Jōmon-Zeit (ca. 14.000 bis 300 v. Chr.) verwendet wurden. Diese Art von Bauweise nennt man auf Japanisch oft "tateana jukyo" (竪穴住居), was „Grubenhaus“ bedeutet – eine halb in die Erde eingelassene Wohnstruktur mit einem konischen Dach aus Naturmaterialien wie Schilf, Stroh oder Holz.

Die Jōmon-Zeit ist die früheste bekannte Kulturperiode Japans und dauerte etwa von 14.000 bis 300 v. Chr.. Sie ist benannt nach der charakteristischen Schnurmuster-Keramik, die in dieser Zeit entstand. Die Menschen lebten damals als Jäger, Sammler und Fischer, aber hatten bereits mit sesshafter Lebensweise angefangen und bauten einfache Hütten wie die tateana jukyo.

Typisch für die Jōmon-Kultur waren kunstvoll verzierte Töpferwaren und eine tiefe Naturverbundenheit und Ahnenkult. Letzteres kann man in Hokkaido, ganz im Norden Japans, auch heute noch bei der indigenen Gruppe der Ainu vorfinden, die zu den wenigen offiziell anerkannten ethnischen Minderheiten des Landes gehört.

Vor ein paar Jahre hatten wir diesen Ort eher durch Zufall entdeckt, sind aber seit dem immer wieder hier vorbeigekommen. Zum einen ist es die ruhige fast erhabene Atmosphäre, die einen hier empfängt und umgibt. Meist ist man hier ganz alleine und kann ganz in Ruhe herumlaufen und sich umsehen. Obwohl es eigentlich gar nicht so viel zu gibt - eine recht große, von vielen hohen Bäumen umgebene Freifläche mit ein paar kleinen Holzhütten.

Aber mehr braucht es wohl auch gar nicht, zumindest für mich. Dieser Ort hier tut mir richtig gut, und sobald ich aus dem Wald herauskomme und über die große grüne Wiese laufe, habe ich sofort noch bessere Laune.

Es macht einfach Spaß, hier zu sein. Der eigene Blick hat viel Platz zum Schweifen, und da man etwas höher ist, bieten sich an einigen Stellen recht gute Ausblicke. Auch wenn man gar nicht so weit weg ist von der Zivilisation, spürt hier doch ziemlich wenig von der hektischen und lauten Moderne, der man an vielen Tagen nur schwer entkommen kann.

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Ach ja, zurück zum Lernen. Ganz in der Nähe gibt es eine Ausstellung, die diesen Ort und auch die damalige genauer beleuchtet, und wo auch wir so einiges dazulernen konnten. Nicht nur für mich, sondern auch für den Rest von meinem kleinen Team ist es interessant zu sehen und zu verstehen, wie die Menschen in dieser Gegend in dieser frühen Periode gelebt haben.

Die kleinen Holzhäuser sind teilweise offen und begehbar und bei unserem letzten Besuch wurden wir zusätzlich von einer kleinen Überraschung empfangen. Normalerweise sind die Hütten leer, aber diesmal sah es in einer von ihnen ein wenig anders aus.

Im Inneren hingen Nachbildungen von getrockneten Fische und ein paar Körbe von einem dickeren Deckenbalken und auf dem Boden standen ein paar Tongefäße und geflochtene Körbe, gefüllt mit Samen und Früchten des Waldes. Ein wenig wirkt diese Szene genau so, wie es hier vor ein paar tausend Jahren ausgesehen haben mag. Wahrscheinlich war es im Inneren der Hütten nicht ganz so geräumig und es lagen noch viele anderen Sachen herum, die die Menschen der damaligen Zeit benötigten.

Die Szene vor uns vermittelte ein Gefühl von Nachhaltigkeit, und von Gemeinschaft und tiefer Naturverbundenheit. Das Leben damals wird oft hard gewesen sein, insbesondere in den kälteren und schneereichen Monaten. Aber es zeigt auch, wie Menschen mit einfachen Mitteln ein funktionales und dabei wohl auch spirituell bedeutungsvolles Zuhause schaffen konnten.

Und genau wegen dieser lehrreichen Eindrücke lohnt es sich, an diesem Ort vorbeizuschauen. Der Weg hierher ist nicht lang und es macht zumindest mir immer richtig viel Spaß, hier hoch zu laufen. Für unsere Besuche suchen wir uns natürlich immer passendes Wetter aus, und deshalb fühlt es sich dann auch so gut an, hier zu stehen und sich einfach an dem zu erfreuen, was man zu sehen bekommt. Ein wenig grüne und gesunde Natur, und ein paar kleine Holzhütten - wie üblich braucht es nicht viel, dass ich mich am Leben erfreuen kann....

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