Einkaufen - Auf dem Weg ins Paradies oder in die Hölle? 👹🍣🎎 Mein Japan
Gekauft und verkauft wurde schon immer, und mit einer Veränderungen bei diesen Gepflogenheiten ist auch in der Zukunft eher nicht zu rechnen. Ganz im Gegenteil denke ich, unser aller Konsumverhalten hat teilweise Dimensionen angenommen, dass einem nicht nur das Staunen, sondern sogar das kalte Grausen kommen mag. Onlineshops und -märkte machen es möglich, dass man heutzutage rund um die Uhr, und von wo aus auch immer, auf all die vielen Produkte zugreifen darf, die einem der globale Handel bewirbt und darbietet. Aber glücklicherweise hat man nicht nur die Qual der Wahl, sondern auch die freie Entscheidung, sich dem so weit es geht zu entziehen und bei diesem Wahnsinn nicht mitzumachen.
Aber natürlich geht Einkaufen auch entspannter und man kann dabei seinen ehrlichen Spaß haben. Man darf sich nur nicht treiben lassen, sondern sollte versuchen, hierbei das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Ganz entziehen kann man sich dem nämlich nicht wirklich, denn keiner von uns lebt und produziert wirklich autark. Wir alle sind auf andere und ihre Erzeugnisse angewiesen und müssen letzendlich nicht nur für unser leibliches Wohl sorgen.
Im Laufe der Zeit ist bei mir das Einkaufen deutlich entspannter geworden und mit viel weniger Stress und Zwang verbunden, als es früher einmal der Fall war. Ich habe wahrscheinlich bereits genug, und zusätzlich sind meine Bedürfnisse auch viel weniger als früher. Wahrscheinlich kommt das auch mit forgeschrittenem Alter, dass man sich viel leichter mit dem begnügen kann, was man hat und dass man im Leben auf einmal gar nicht so viel braucht, um zufrieden zu sein.
Daher fällt es mir zunehmend leichter, mich all dem Shopping-Wahnsinn zu entziehen, der zu immer wiederkehrenden Zeiten unsere Gesellschaft zu befallen scheint. Dies ist nicht nur ein lokales, sondern ein weltweites Phänomen, vor den auch ferne Kulturen kein bisschen gefeit zu sein scheinen. Auch bei uns im Fernen Osten ist man schon vor langer Zeit den vielen Versuchungen erlegen, mit denen uns Einkaufszentren und Kaufhäuser ködern wollen. Wobei es in Sachen Versuchungen wohl immer noch Steigerung gibt, was man in immer grelleren und lauteren Werbekampagnen zu sehen bekommt. Aber grell, bunt und laut sind Attribute, mit denen sich viele junge Menschen im Osten und Südosten Asiens nun zu gerne identifizieren und dieser Trend ist auch schon längst in andere Regionen unseres Planeten geschwappt. Glücklicherweise brauche ich hier aber auch nicht mitzumachen, auch wenn man sich dem im Alltag natürlich nicht vollständig entziehen kann.
Die Erkenntnis das Bescheidenheit eine Zier ist, ist in der letzten Zeit wohl eher ein wenig in Vergessenheit geraten. In diesen Tagen zeigt man gerne was man hat und auch wenn es da nicht viel zu zeigen gibt, tut man zumindest so, als hätte man es ganz dicke. Nur wer die Hosen an hat, wird ernst genommen, und es regiert ganz klar der Schein über das Sein. Lieber nimmt man den Mund ganz voll und tut so, als würde man alle und alles in die Taschen stecken. Denn leider wird man heutzutage viel zu selten aufgefordert, zu zeigen, dass hinter der eigenen großen Klappe mehr steckt, als nur warmer, abgestandener Wind. Alles nur Bling-Bling als wirkliche Substanz, auf die man aufbauen könnte.
Aber bitte, posiert und prostituiert euch ruhig so viel und so öffentlich, wie ihr wollt. Mich erreicht ihr damit schon lange nicht mehr. Ich stecke meine Energie lieber in ganz persönliche Projekte, bei denen ich gerne in ganz kleiner, privater und vertrauter Gesellschaft bleibe. Unser Team mag klein sein, aber wir vertrauen uns gegenseitig blind und ohne Bedingungen. Keiner muss sich bei uns verstellen und jemanden etwas vormachen. Es gibt nicht viel, was wir brauchen, außer einander. Und hier ist eindeutig der Ort, an dem wir am besten aufgehoben sind. Und wenn es sein muss, mischen wir uns dann auch in das große Gewimmel der Menschen und nehmen für einen Moment am großen Wahnsinn teil, der dort draußen tobt. Auch das ist in Ordnung, denn zum Glück wissen wir, wie wir wieder rauskommen und wir wie wirklich leben können...