Auch mal in den Oyama-jinja 尾山神社 👹🍣🎎 Mein Japan

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Es gibt eine ganze Menge Gründe, ein wenig länger in Japan zu verweilen. Da wäre zum einen das Essen, worüber ich hier auch schon sehr oft berichtet habe, und zum anderen die beeindruckende landschaftliche Vielfalt des Landes. Von weitläufigen Küsten über majestätische Berge bis hin zu endlosen Wäldern und ausgedehnten Reisfeldern, die je nach Jahreszeit ihren ganz eigenen Zauber entfalten. Und nicht zuletzt die zahlreichen Tempel und Schreine, die sich in allen Winkeln des Landes finden lassen.

Und gerade diese spirituellen Orte haben es mir besonders angetan. Auch wenn ich selber nicht religiös bin, kann auch ich mich dieser stillen, fast greifbaren Atmosphäre, die einen dort umgibt, nicht entziehen. Und es ist wohl eben auch genau diese feine, mystische Aura, die mich auf meinen Reisen und Ausflügen immer wieder dazu verleitet, Tempeln und Schreine zu besuchen, die ich noch nicht kenne. Und oft genug kommt es auch vor, dass ich dort dann ein zweites Mal vorbeischaue, und in einigen Fällen sogar immer wieder.

So kam es denn auch, dass ich bei unserem letzten Besuch in Kanazawa unseren Ausflug so geplant hatte, dass wir einen Schrein ansteuerten, den ich mir bei einem früheren Besuch schon einmal angesehen hatte.

Kanazawa selber ist übrigends eine wirklich interessante Stadt und auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Stadt, welche an der japanischen Westküste in der Präfektur Ishikawa gelegen ist, war einst der Sitz des mächtigen Maeda-Klans. Über die Jahrhunderte entwickelte dieser Kanazawa zu einer kulturellen Blüte, die selbst Kyoto in nichts nachstand. Kanazawa war einst das Zentrum der Kaga-Region, welche während der Edo-Zeit zu den reichsten Fürstentümern des Landes zählte.

Glück, Zufall und auch Klugheit haben die Stadt dann ohne große Zerstörungen durch den Wandel der Zeiten geführt, und selbst den Boshin-Krieg und den Zweiten Weltkrieg ohne große Zerstörungen überleben lassen. Heute begegnet man hier einer seltenen Mischung aus Samuraikultur, handwerklicher Raffinesse und japanischer Eleganz.

Und dort in der Stadtmitte steht der Oyama-Schrein, von wo ich die heutigen Bilder mitgebracht habe.

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Der Oyama-Jinja (尾山神社) ist ein Shintō-Schrein ganz im Herzen von Kanazawa, der dem berühmten Kriegsherrn Maeda Toshiie gewidmet ist – dem ersten Daimyō des Kaga-Klans. Ursprünglich 1599 am Utatsuyama-Berg errichtet, wurde der Schrein im Jahr 1873 an seinen heutigen Standort verlegt und erhielt dabei seinen heutigen Namen.

Besonders bekannt ist Oyama Jinja für sein außergewöhnliches Haupttor, das 1875 von einem niederländischen Architekten entworfen wurde. Es vereint japanische, chinesische und europäische Architekturelemente – und bietet dabei sogar einen ungewöhnlichen dritten Stock, der angeblich einst als Leuchtturm gedient hat und der mit bunten Glasfenstern im niederländischen Stil ausgestattet ist. Und direkt auf dem Tor befindet sich einer der ältesten registrierten Blitzableiter Japans, der dem Tor zu einer Gesamthöhe von 25 Metern verhilft.

Der Anblick ist wirklich ungewöhnlich und wenn man nun so direkt vor dem Tor steht, denkt man auf dem erste Blick wohl eher nicht, dass man hier nun durch den Eingang eines Shinto-Schreins laufen wird. Wäre da nicht das erste steinerne Toori gewesen, welches man zuvor passiert hat und das auf dem ersten Foto zu sehen ist.

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Von innen gesehen wirkt das Tor auch eher nicht japanisch, was dann eben aber gerade das Besondere daran ist. Ein wenig erinnert mich der Anblick an Nagasaki, denn auch in dieser ganz im Süden Japans gelegenen Stadt findet man viele europäische und chinesische Stilelemente, welche eine ganz ähnliche Atmosphäre erzeugen.

Auf jeden Fall ist das Eingangstor ein Hingucker, welcher es bereits in unzählige Fotos geschafft hat. Ich selber habe ja auch ein paar Bilder gemacht und meiner eigenen, immer weiter anwachsenen Sammlung hinzugefügt.

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Hier nun stehen wir vor dem eigentlichen Schreingebäude, welches einen sofort wieder zurück in die japanischen Realität führt. Jawohl, genau so sehen die Hauptgebäude in den meisten großen shintoistischen Schreinen aus.

Direkt unter dem Dach hängt ein großes Schild, auf dem der Schreinnamen (尾山神社) geschrieben steht, wobei hier auffällt, dass die Schriftzeichen von rechts nach links angeordnet sind. Traditionell kann man in Japan Wörter und Sätze in verschiedener Art und Weise schreiben, unter anderen auch von oben nach unten.

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Auf dem Schrein-Gelände befindet sich auch noch eine Statue von Maeda Toshiie sowie ein gepflegter kleiner Spaziergarten mit einem Teich, der wohl einst Teil einer Villa der Maeda-Familie war. Es lohnt sich also, sich hier etwas genauer umzusehen.

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Dann könnte man nämlich auch an diesem kleinen Tor vorbeikommen, welches eine viel längere Geschichte hat als der Schrein, in dem es heute steht. Denn während das berühmte Haupttor mit den Glasfenstern oft im Fokus der meisten Besucher steht, ist das Osttor des Schreins ein ganz anderes Kapitel: Es handelt sich um ein ursprüngliches Tor vom Kanazawa-Jo, der früheren Burganlage der Stadt, das nach der Meiji-Restauration hier zum Schrein versetzt wurde. Es ist ein originales und authentisches Überbleibsel der Burganlage und ein Stück feudaler Vergangenheit, das hier im in diesem Schrein in einen religiösen Kontext überführt wurde.

Und das war auch schon unsere kleine Runde durch den Oyama-Schrein. Direkt dahinter schließt sich das Areal der früheren Burganlage an, von der im Laufe der letzten Jahrzehnte verschiedene Tore und Gebäude wieder aufgebaut wurden, und welches ein weiteres Highlight bei einem Besuch in Kanazawa ist. Deshalb sollte man also am besten gleich weitergehen und durch das Nezumita-mon laufen, um all das zu erkunden, was es dort zu sehen gibt....

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